Worum geht’s?
Elizabeth wollte nie Teil einer arrangierten Ehe sein, doch nach dem Tod ihrer Eltern scheint dies der einzige Ausweg zu sein, um ihren adeligen Stand, das Ansehen ihrer Familie und den prunkvollen Lebensstandard ihrer Großmutter und den Ihrigen zu retten. Die Hochzeit steht kurz bevor und Elizabeth würde alles dafür geben, dieser Zwangsheirat zu entkommen. Als Cedric Thorn in ihrem Haus auftaucht, um Elizabeths Zofe eine neue Chance zu geben, indem sie am Goldenen Hof zu einer vornehmen Dame ausgebildet wird, um ein Jahr später in der Kolonie Adoria mit einem Mann ihrer Wahl verheiratet zu werden, wittert Elizabeth ihre Chance. Sie will es unbedingt nach Adoria schaffen, um ein Leben mit dem Mann ihrer Wahl leben zu können. Ein paar Stunden später reist sie unter der Identität ihrer Zofe zum Goldenen Hof, um eine vornehme Dame zu werden.
Wie gefällt es mir?
Die Protagonistin Elizabeth war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist zwar, genau wie man so denkt, etwas hochnäsig, aber das passt sehr gut zu ihrem Stand als Adelige. Wenn sie ihren Zukünftigen kennenlernt, versteht der Leser absolut, warum sie den jungen Mann definitiv nicht heiraten will. Mich schüttelt es immer noch, hihi. Elizabeth macht eine sehr spannende Entwicklung durch, wenn sie sich als ihre eigene Zofe ausgibt, um am Goldenen Hof die Ausbildung zu beginnen. Hier musste ich ein ums andere Mal herzhaft lachen, denn die anderen Mädchen haben beispielsweise alle Näh- und Kocherfahrungen, die auch sie als richtige Zofe hätte haben müssen – aber sie hat ja eine Erziehung als Adelige genossen. Auf der anderen Seite muss Elizabeth ihr wirkliches Können in vielen Fächern wie Tanzen oder Musizieren verstecken. Jegliche Situationen sind sehr amüsant.
Doch Elizabeths Geschichte ist lang und es geht um deutlich mehr als nur ihre Ausbildung am Goldenen Hof. Die Protagonistin lernt nicht nur Freundschaft, Liebe und Abenteuer kennen, sondern auch Hass, Durchhaltevermögen und Angst. Dabei macht sie eine starke Entwicklung mit einigen Aufs und Abs durch: Von der hochnäsigen Adeligen, zur einfachen Zofe, den Aufstieg zu einer feinen Dame, zur besten Freundin, und, und, und.
Die vielen anderen Charaktere sind sehr gut durchdacht und passen alle wunderbar in die Geschichte. Erst gegen Ende wird dem Leser deutlich, wie gut durchdacht alles ist. Denn jede Figur hat, wie jeder von uns auch, ein eigenes Leben mit eigenen Wünschen und Träumen und Zielen, die verfolgt werden wollen.
Ohne zu viel zu verraten, kann man The Promise grob in zwei Teile teilen: Elizabeths Leben unter falscher Identität am Goldenen Hof und ihr Leben danach. Ungefähr in der Hälfte des Buches endet ihre, für den Leser interessante und amüsante, Ausbildung am Goldenen Hof und danach wird es spannend und vor allem unerwartet.
Richelle Mead hat gekonnt viele interessante Themen in ihre Geschichte mit einfließen lassen, wodurch es niemals langweilig oder eintönig wird. Es geht beispielsweise um die Kluft zwischen Arm und Reich, um Zwangsheirat, um Ketzerei, um Glauben, um das Leben in Kolonien, um den Aufbau einer neuen Welt und um Machtspiele und Intrigen.
Der Schreibstil lässt sich sehr schön flüssig in einem Rutsch lesen und ständig passiert etwas Unerwartetes. Dieses Phänomen habe ich bereits in der Vampire Academy der Autorin bewundert, sie überrascht den Leser ständig mit Wendungen der Geschichte, die man so nicht vorhersagen kann.
Zitat
„Adelaide, meine Liebe“, sagte Miss Hayworth nach der Hälfte meiner Tanzprüfung. „Was soll das denn werden?“
„Der Walzer?“, schlug ich vor.
Sie schüttelte den Kopf und machte sich in ihren Unterlagen ein paar Notizen. „Ich verstehe das nicht. Letzte Woche beherrschten Sie den Walzer perfekt, haben aber beim Neuen Rigaudon völlig versagt. Heute ist es genau umgekehrt.“
Ich bemühte mich um eine nichtssagende Miene. „Das sind die Nerven, Ma’am.“ (The Promise von Richelle Mead)
Auf den Punkt gebracht
The Promise habe ich, genau wie die Protagonistin Elizabeth, gleich ins Herz geschlossen. Eine spannende, amüsante und herzzerreißende Geschichte mit sehr vielen unerwarteten Wendungen, vielen Themen und einer grandiosen Entwicklung der Protagonistin. Hut ab an dieser Stelle vor der Autorin Richelle Mead, die beweist, dass sie es drauf hat.
Vielen lieben Dank an den Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar!
Daten
Titel: The Promise – Der goldene Hof
Autor: Richelle Mead
Verlag: ONE ein Imprint der Bastei Lübbe AG
Seiten: 592 Seiten (HC)
Preis: € 18,-