Worum geht’s?
Alyssa hört Blumen und Insekten reden, die Krankheit, an der auch schon ihre Mutter leidet und an der Generationen von Frauen in ihrer Familie erkrankt sind. Als sei das, der schlimmer werdende Zustand ihrer Mutter, und die Sorge, dass auch Alyssa verrückt wird, nicht schon schlimm genug, muss Al sich mit der furchtbaren Freundin ihres besten Freundes herumschlagen, den sie seit Jahren liebt, und sich blöde Alice-Sprüche anhören. Denn Alyssa und ihre Familie mütterlicherseits stammen von Alice Liddell, besser bekannt als Alice im Wunderland, ab. Auf der Suche nach Hilfe für ihre Mutter, deren Zustand sich rapide verschlechtert, gelangt Alyssa schließlich nach Wunderland, doch es ist gänzlich anders, als sie Alice‘ Welt aus den Büchern kennt. Finster, bedrohlich, gefährlich. Durch einen ungewollten Zufall ist Alyssa nicht alleine im Wunderland, ihr bester Freund Jeb begleitet sie. Und als wäre das nicht alles schon kompliziert genug, treffen sie auf Morpheus, der sie auf ihrer Suche anleitet, der so anziehend wie zwielichtig, wie undurchdringlich scheint. Doch können sie ihm wirklich trauen?
Wie gefällt es mir?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich die ersten hundert Seiten von Dark Wonderland sehr gruselig fand. Hier werden Alyssas Leben, ihre verrückte Mutter, die sprechenden Insekten und Blumen vorgestellt, wie auch viele mysteriöse Kleinigkeiten, die den Leser erschaudern lassen. Mir war es fast zu viel, aber ich war tapfer und habe durchgehalten. Und es hat sich gelohnt.
Alyssa ist eine Protagonistin, die man zunächst etwas seltsam findet, denn wer hört schon Blumen und Insekten reden und macht aus toten Insekten Kunstwerke. Doch nach und nach erfährt man mehr über Alyssa, ihre Familie und Jeb, und lernt, sie zu verstehen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Alyssa ist unglaublich mutig, sarkastisch, humorvoll, liebenswürdig und selbstlos. Sie tut alles, um ihrer Mutter und später auch Jeb zu helfen. Ihre Wandlung vom Aussenseiter zur Heldin passt sehr gut zu ihr, und der Leser entwickelt ein Gefühl von Stolz ihr gegenüber für das, was sie alles schafft.
Jeb ist Alyssas bester Freund, doch er hat eine Freundin, die weder Alyssa noch der Leser leiden können. Es ist ziemlich eindeutig zu erkennen, dass Alyssa ihn liebt, aber es bleibt lange fragwürdig, ob er ihre Gefühle nicht vielleicht doch erwidert. Jeb ist einfach cool, das kann man gar nicht anders sagen. Er haut einen lustigen, sehr passenden Spruch nach dem Nächsten raus, hilft und unterstützt Alyssa, wo er nur kann. Ein wahrer bester Freund.
Morpheus darf man an dieser Stelle nicht vergessen. Ein Nethilitim, den der Leser, wie auch Alyssa, nicht so wirklich durchschauen kann. Er sieht gut aus, ist anziehend, kann charmant sein, gibt Alyssa lebenswichtige Tipps und hat große schwarze Flügel. Doch er scheint weitere Pläne hinter den offensichtlichen Plänen zu haben, er hat eine herrische, fast bösartige Seite an sich und es bleibt ständig die Frage, ob man ihm wirklich trauen kann.
Alle drei Charaktere sind sehr glaubwürdig dargestellt, ihre Handlungen und Reaktionen sind genial. Ich weiß nicht, ob ich in Alyssas und Jebs Situation auf das ein oder andere gekommen wäre.
Der Schreibstil passt sehr gut zu der Geschichte: Düster, spannend, humorvoll, zeitweise verwirrend, verrückt und aufregend. Der Leser hat kaum eine Seite zeit zum Durchatmen, ständig folgen neue, unerwartete Ereignisse, die das Vorangegangene toppen.
Ich muss gestehen, dass ich Alice im Wunderland nie gelesen habe, die Disney-Version kenne ich zu meiner Schande auch nicht. Vor ein paar Jahren habe ich mal die Kinoversion gesehen, aber auch an die kann ich mich nicht mehr richtig erinnern. Die Grundelemente von dem Kaninchenbau, der Raupe, dem Schachspiel, Königin Rot und Königin Weiß hatte ich aber zum Glück im Kopf. Ich fand es schwer, die Parallelen und Erzählungen von Alice‘ Geschichte, in Dark Wonderland zu folgen, einfach, weil ich sie nicht richtig kenne. Meine Empfehlung an dieser Stelle: Lest zunächst Alice im Wunderland. Vermutlich, ist es dann einfacher, Dark Wonderland zu folgen, denn bekannte Wunderland-Charaktere werden gar nicht mehr erklärt oder beschrieben. Aber ich bin auch so mit der Zeit ganz gut zurecht gekommen.
Zitat
In Sekundenschnelle kommt Jeb mit dem Rucksack herausgestürzt. Die Tür schlägt hinter ihm zu, mit dem Schlüssel auf der anderen Seite.
Er umfasst meine Taille und zieht mich an sich. »Was hast du dir dabei gedacht?«
»Tut mir leid.«
»›Tut mir leid‹ bringt uns nicht aus diesem Schlamassel heraus. Wir sind so groß wie Insekten und unser einziger Ausgang ist verschlossen.«
»Aber du bist derjenige, der den Schlüssel stecken gelassen hat!«
Er wird rot. »Was sollen wir jetzt machen?«
»Wir nehmen einen Bissen von dem Kuchen und werden wieder groß.«
Er schlägt sich übertrieben an die Stirn. »Natürlich. Wir essen einfach ein Stück hundert Jahre alten Zauberkuchen.«
»Du kannst so klein bleiben, wenn du willst. Ich stecke dich dann in meine Tasche.«
Knurrend nimmt Jeb den Rucksack ab. »Was auch immer. Lass es uns einfach tun. Verflixt und zugenäht, wir sind kleiner als die stinkenden Blumen …«
(Dark Wonderland Herzkönigin von A.G. Howard)
Auf den Punkt gebracht
Eine verrückte, sehr spannende Adaption von Alice im Wunderland, die ziemlich gut gelungen ist. Mir war es an wenigen Stellen fast schon zu unheimlich. Aber das Ende hat alles wieder wett gemacht, weshalb ich sehr froh bin, durchgehalten zu haben. Ich empfehle allerdings, vorher Alice im Wunderland zu lesen oder zu sehen, da vermutlich einiges verständlicher und deutlicher wird.
Ich bin sehr gespannt auf Teil 2, da ich echt nicht weiß, ob ich bei #TeamJeb bleibe oder dann zu #TeamMorpheus wechseln werde. Das Ende lässt den Leser mit Spannung zurück, aber keine Sorge, der Cliffhänger ist zum Glück nicht riesiig.
Daten
Titel: Dark Wonderland – Herzkönigin (Teil 1)
Autor: A.G. Howard
Seiten: 464 Seiten
Verlag: cbt Verlag
Preis: € 17,99